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Mittelfinger hoch.. Auskotzen 3.0?

So.. nach viel Ruhe und einigen Ereignissen nehme ich mir jetzt kurz die Zeit mich zurückzumelden – TADAAA..

und womit könnte das Ganze hier besser wiederbelebt werden, als mit einem kurzen Statusbericht, der gleichzeitig ein kleines Häufchen gegorenes Erbrochenes widerspiegelt?

Es ist Ende August 2015 und ich habe ca. 5 Monate keinen Blogbeitrag mehr geschrieben. OMG! Wie lang ich das geschafft hab und das trotz angestauten Wörtern und ganz schrägem Vermissen. Es gab auch Momente, in denen ich ganz viel Liebe verbreiten und euch die schönsten Sachen EVER schreiben wollte, aber nun muss ich mich kurz abreagieren. So kommt man am Schnellsten zu einem neuen Blogbeitrag – Kopf frei machen. Wenn arbeiten – und das mach ich gerade wieder doppelt am Wochenende, um meine Schulden zu begleichen und weil einfach z.Z. auch nicht mehr gereicht hat – nicht lang anhält bzw. nicht den gewünschten Erfolg hatte, da es nur Veranstaltungen waren mit professionellen Langweilern, die nur schmarotzen wollten, muss ich nun mal wieder tippen. Und WIE ich tippe. 2000 Anschläge sind nichts gegen das momentan 😀
Also wo fang ich an und wo hör ich auf?
# Ich war eine Woche auf dem Lehrgang für das Zertifikat. Ja, nun weiß ich wie man viel Geld in einer Woche aus dem Fenster wirft, aber immerhin habe ich hoffentlich dann Mitte September das Zertifikat in den Händen und kann das Kapitel abschließen.

# Meine praktische Prüfung für das Zertifikat ist umso „witziger“.. eigentlich gar nicht schwer, WENN diese netten Dienstleister auch mal freuen würden über Anfragen und prompt reagieren. Es ist jedes Mal wieder unfassbar, mit welcher Engelsgeduld diese (ich wiederhole es gern nochmal, ich arbeite sowohl haupt- und nebenberuflich in dem Bereich und habe wohl irgendwie eine andere Erziehung genossen, was Servicegedanke angeht) DIENSTLEISTER in den Tag starten. Vielleicht kann ich meine Prakt. Prüfung deswegen auch knicken? Viel Zeit bis zum Einsendedatum gibt es nicht mehr.

# zu allem Übel fehlt mir immer noch das CI für mein Projekt, aber irgendwie bekomm ich dazu keinen klaren Kopf 🙁

# Ein super Jobangebot habe ich auch gefunden und was ist? Es gibt KEINERLEI Reaktion. Nichts! Wie soll man sowas verstehen? Aushalten? Am besten kommt in 3 Monaten dann eine verirrte Mail mit dem Hinweis: Nehmen Sie es sich nicht zu Herzen oder persönlich. -.-

# Meine „Vorgesetzte“ ist nun nur noch am Rummaulen und bekommt Puderzucker in den Po geblasen. Den ganzen Tag nur motzen, meckern und wenn das nicht mehr reicht ruft man wen an und motzt und meckert danach weiter am Telefon – halleluja.. Meine Konsequenz: Entweder sie oder ich! Da mir klar ist, wer gewinnt, hab ich nun zwei neue 5 Jahrespläne. Wenn ich dazu mehr zu erzählen habe, lasse ich es euch natürlich wissen 🙂

Aber zu den positiven Punkten:
# Ich hab seit meinem letzten Eintrag noch abgenommen 🙂
# Gehe ins Fitness-Studio, fahre 10 km Rad 2mal die Woche, powerwalke mind. 1x pro Woche mind. 1 Stunde und hab nun wieder Physio
# Ein neues, liebes, superduper tolles Pflegepferd
# Den tollsten Mann von Welt!
# (Immerhin) einen Pflegehund, der ca. alle 2 Wochenenden zu uns kommt.
# In 2 Wochen sind wir in Stuttgart <3

So.. ich bin jetzt also wieder da! Auf bald.

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Schmerz zeigt erst, dass man lebt.

Ja, ich weiß. Ein wiedermal theatralischer Titel, nach langem Friede-Freude-Hochzeitskuchen. Aber wat mut dat mut. Raus. Jetzt.
Hab ja nicht ohne Grund hier „Seelenstriptease“ eingerichtet.

Nachdem nun bisher (ein paar Tage gibts ja noch) insgesamt 5 Absagen für unsere Hochzeit fix sind und im Herzchen kleine Risse verursachten wie mit einem Luftgewehr auf eine dünne Tontafel geschossen, im Job Doofheit siegt und ich im letzten halben Jahr nun von 2 „guten“ Freundinnen enttäuscht wurde, kommt nun noch meine Enttäuschung über meine kleine Selbstständigkeit über mich.

Ja, ich hab dran gezweifelt, dass das so echt sein könnte und zu gut und einfach läuft und ich hab insgeheim schon 2 andere Wege, die mir lieber sind, im Kopf gehabt, aber kennt ihr das nicht, wenn nicht IHR den Weg dann ändert? Ich muss sagen – für die die es nicht wissen – ich bin so ziemlich diejenige der es generell am Schwersten fällt jemandem abzusagen oder generell NEIN, aber es war eine Chance und sie hat mir die Augen groß geöffnet und ein tolles Fenster in meinen Träumen gezeigt, an dem ich Sitzen und mein Leben, meine Welt, meine Ruhe genießen kann! Ich habe durch dieses „Handreichen“ den Mut gefasst, mir Gedanken über meine Wünsche und Ziele zu machen, die ich in meinem jetzigen Büroleben nicht erreichen kann und werde und dafür bin ich sehr sehr dankbar, was mir wiederum hilft drüber hinwegzukommen, dass ich „benutzt“ wurde. Anders kann ich mir das nicht erklären. Ich hatte Hausaufgaben und wurde mit meinem Gesicht und Text vermarktet.

Aber auch das hab ich nun mehr oder weniger verdaut, denn immerhin habe ich nun einen Plan in meinem Kopf und bin wieder frei ohne Angst vor komischen, hinter* Kooperationsverträgen, die mich vielleicht nur noch mehr ausbeuten oder in die Enge treiben.

Ich habe mich schon lange nicht mehr so frei und richtig gefühlt, was mein Privatleben angeht. Außer Hochzeit und Finanzen ist alles wunderbar. Die Zeit zeigt, wer Freund und wer Feind ist und – auch wenn ich mich nun wiedermal bei 2 „Freundinnen“ echt gewundert habe, kann ich nicht sagen, dass ich enttäuscht bin, eher verwundert für wie doof man mich hält und was manche für Einstellungen an den Tag legen. Aber nunja.
Es geht mir gut. Trotz ausschweifendem Alkoholkonsum, um die letzte Woche mit meiner tollen Vorgesetzten zu vergessen und meine Kündigung im Nebenjob auszusprechen, und trotz eingeschränkten Sozialkontakten – oder vielleicht auch deswegen – fühl ich mich wunderbar und werde mich sicher nach der Hochzeit, wenn es wieder mehr Zeit für „anderes“ gibt 😉 – noch mehr in die Zukunft mit <3Meinem und mir stürzen. Mit Pflegepferd und Pflegehund und hoffentlich bald dem 1. Zertifikat, dann Führerschein und spätestens in 3 Jahren 2 weiteren Zertifikaten – dann ist erstmal wieder gut.

Und an die 2 Paare, die nicht bei uns sein können, wenn er mir seinen Nachnamen schenkt: Ich werde euch vermissen – 100%.

Btw. Wenn ihr euch fragt, warum ich gut gelaunt trotz aller Verarschung bin – seit vergangener Woche habe ich die Bestätigung durch meinen kleinen, laut Krankenhaus „gutgegangenen Routineeingriff“ nach dem Unfall auf der Tanzfläche definitiv 20-30% behindert zu sein.

Hallo Leben, wenn du mir für all das Glück, dass ich mit <3Meinem und unserem jetzigen Zuhause habe, meine Vergangenheit und meine Kniescheibe teilweise zerstören musstest, auch um mir zu zeigen, was wirklich zählt, dann sage ich jetzt DANKE, ich habe es begriffen und freue mich auf die nun erfolgreiche, gesunde Zukunft <3

 

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Die Zeit rennt.. und rennt..

Dass ich verlobt bin muss ich wohl nicht mehr erwähnen.

Dass <3Meiner verlobt ist somit wohl auch nicht.

 

Aber: Dass es nur noch 94 (VIERUNDNEUNZIG!) Tage sind, geht nach nun knapp 1,5 Jahren verlobt sein, nicht in meinen Kopf 🙂

Es ist so viel passiert und die Zeit rennt noch so viel schneller.

Das letzte Jahr ist – abgesehn von den unschönen Momenten mit meinem Knie – wie verflogen und selbst die unschönen Momente kommen mir wie Minuten vor.

Unsere Möbelpacker meinten Enden Oktober: in 2 Wochen haben Sie den Stress und die Anstrengungen vergessen und es war wirklich so. Dann kam Langeoog und wir haben unsere Ringe geschmiedet

Ring

(nein, das auf dem Foto ist mein Verlobungsring, denn die anderen Ringe bleiben fingerlos, bis zur Hochzeit) und ich hab mich in meinem ganzen Leben noch nie so erholt und glücklich gefühlt und schon folgte alles weitere Schlag auf Schlag.

# Standesamt Termin bestätigt

# Save the Date Karten raus

# Pflegepferdchen ins Herz geschlossen

# Gehaltserhöhung

# Kleingewerbe angemeldet

# Fotos machen lassen, mit denen selbst ich leben kann 😉

# Online gegangen

und nun hardcoreplaning der eigenen Hochzeit und 100000 Gedanken unter einen Hut bekommen.

 

Oh je. Aber immerhin. Auch hierhin verschlägt es mich immer wieder und mal nehm ich mir nun die Zeit was zu tippen. Wie ich mir ja schon so oft vorgenommen habe, aber ihr seht, ich wachse 😀

 

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„Es nimmt der Augenblick, was Jahre geben.“ [Goethe]

Nun ist der Tag vorbeigezogen.

Der Tag X.

Der Tag, an dem ich ihm „Lebewohl“ sagen mußte.

„Lebewohl“? Wie unpassend, wenn es um den Tod geht.

Den einen Tod, von dem ich wusste, er wird einer der drei schwersten Verabschiedungen meines Lebens. Alles was zuvor passierte ging mehr oder weniger gut an mir vorbei. Ich war noch jung und hatte mehr Energie zu Verdrängen. Doch bei ihm wusste ich, dass das nicht gehen wird. Immerhin war er mein erstes richtiges „Eigenes“.

Natürlich habe ich es versucht so gut wie möglich und am besten für ihn zu machen. Mein Kopf weiß das und der Tierarzt wohl auch. Ich war es ja auch, die die Verantwortung hatte. Die über Leben oder Tod entscheiden musste und es letztendlich auch tat. Ich hatte mich von meinem Bauch und der Forschung zu Hoffnung verleiten lassen, die mir gleichzeitig ein Wochenende Zeit zum Abschied nehmen ermöglichten. Ein Wochenende. Das letzte Wochenende von über 7 langen Jahren.

Über eine Woche spielten sich in meinem Kopf Dauerschleifen ab, von den schönen Tagen mit dem Kleinen. Wie ich ihn das erste Mal in die Hand gedrückt bekommen hatte. An einem Bahnhof. Als ob man einen Dealer treffen würde. Aber es war ja auch ein Deal für mich. Verbotene Ware, da ich erst ausziehen musste, um ihn mir anschaffen zu können. Sie brachte mir meinen Stinker. 8 Wochen alt und in einem Pappkarton im Kofferraum eines Kombis war er. Der Letzte seines Wurfs und ich wollte ihn eigentlich doch gar nicht, weil er männlich und farblich nichts Besonderes war. Doch ein Blick und ein Schnüffeln im Ohr und schon saß er mit mir im Zug nach Hause. Für mich war klar, dass er etwas ganz Außergewöhnliches sein muss. Meine Mutter war zutiefst schockiert, aber auch das war mir egal, denn ich hatte ihn und er mich. Wir waren unzertrennlich. Im Beutel meines Pullis kam er überall mithin. Sein Geschirr akzeptierte er vom 1. Tag an und so konnte der gemeinsamen Freiheit nichts mehr im Wege stehen. Nur meine Idee, ihm eine Freundin zu organisieren, schien mir besser zu gefallen als ihm. Aber ihm blieb keine andere Wahl. Auch die Zugfahrten zur Oma machte er mit, als wäre es die normalste Sache der Welt – immerhin konnte er bei Oma frei auf dem Balkon urlauben. Beim Spielen verfehlte er nie ein Tisch-/Stuhlbein. Fußgänger hielten ihn für die verschiedensten Tierarten – von Dachs bis Pandababy war alles dabei und wenn er endlich mal ausgepowert oder unterm Pulli verschwunden war, zählten Streicheleinheiten zu seiner Lieblingsbeschäftigung. Von Ratten bis Hunden – er liebte alle Tiere und ich glaube bis heute, dass er sich über seine Herkunft und seine Größe nicht ganz im Klaren war.

Doch sobald ich wieder zurück in der Realität war und in sein Gesicht sah, war mir bewusst, dass er aufgegeben hat. Die Lebensfreude war erloschen. Außer Schlafen und gestreichelt werden gab es nichts mehr für ihn – oder es ging nicht mehr anders.

Der letzte Weg zum Tierarzt war der Längste inkl. der Zeit im Wartezimmer.

Doch dann ging es ganz schnell. Viel zu schnell. Der Tierarzt überlegte, was er noch alles machen und testen könnte und fragte, ob ich überhaupt noch Hoffnung sehen würde und ich antwortete nur, dass er schon aufgegeben hat und ich ihn nicht länger leiden lassen möchte.

Er schlief in meinen Händen ein. Es war das Einzige, was ich ihm noch Gutes tun konnte. Auf dem Rückweg wurde er gleich zu seinem Platz gebracht, wo er den Frieden finden kann. Mit viel Liebe von nahestehenden Personen unter- und gestützt.

Der Tierarzt hatte noch ein letztes Mal in sein Maul gesehen, als alles entspannt war und dabei die Diagnose gefestigt, dass er verkrebst war. Bis ans hinterste Ende der Zunge.

Scheiß Krebs! Was machst du!? Warum hast du soviel Geschmack, dass du dir immer die Guten nimmst?!

<3Meiner war immer bei mir. Die ganze Zeit. Jede Minute. Unterstützte mich so gut es ging und fängt mich jetzt noch auf, wenn ich einen „Rückschlag“ erleide. Doch ich möchte nicht mehr leiden. Es hat doch keinen Sinn. Wie kann man sich bewusst sein, das Richtige gemacht zu haben und dass es keine andere Chance, außer ihn leiden zu lassen, gegeben hätte, und gleichzeitig so tief fallen und innerlich leiden? Wobei, ich leide nicht. Nicht wirklich zumindest. Ich bin eher von Leere befallen. Tiefer Leere. Mir wurde ein Stück meines Herzens amputiert und das ist nicht ersetzbar. Vielleicht heilt es ein wenig oder ich gewöhne mich daran, aber momentan ist es ein sehr leeres Gefühl.

Ich ertappe mich immer noch dabei, wenn ich nacHHause komme, dass ich im ersten Moment Richtung Büro laufe, um nur einen kleinen Blick auf den Stinker zu werfen und dann bremse ich erschrocken ab und mache ganz schnell etwas anderes, um mir selbst zu zeigen, dass ich das gar nicht vorhatte.

Wie schaffen das Andere? Abgesehn davon, dass man keinen Verlust mit einem Anderen vergleichen kann und dass es ja „ganz natürlich“ ist, dass ein Lebewesen auch im Alter mal stirbt oder schwer krank wird.

Ich habe einen kleinen Teil meines Sinns vom Leben verloren…

Doch ich wohne mit einem viel größeren und hoffentlich länger anhaltendem Sinn meines Lebens zusammen und ihm zuliebe muss ich langsam aber sicher wieder mein Leben in den Griff bekommen und nicht nur roboterartig bewältigen.

Ein größerer Verlust zeigt umso mehr, wie kostbar unsere Zeit doch ist und wenn ich diese Kostbarkeit, jemandem schenken und mit jemandem verbringen möchte, dann mit <3Meinem.

nibbler3

+++ Ruhe in Frieden, kleiner Stinker aka Teil meines Lebens +++

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„Luft machen“

Es war einer dieser Tage an denen du das Gefühl hast die Welt sei gegen dich, raubt dir jegliche Hoffnung und Kraft. Du weißt weder vor noch zurück. Weißt nicht, welcher Schritt nun der Richtige wäre und rechnest generell mit dem Schlimmsten – begegnest deiner Umwelt mit Misstrauen.

Selbst das Wetter scheint sich gegen dich verschworen zu haben. Grau und diesig, mit hin und wieder einem Regenschauer, versucht es gar nicht erst dich aus deinem Versteck herauszulocken und dir die Welt und das Leben wieder schmackhaft zu machen.

Du arbeitest und lebst nur noch als Maschine – als Roboter der Gesellschaft – für deinen Unterhalt, deine Familie und Freunde. Sie sind die Einzigen – der einzige Grund – warum du überhaupt noch Tag für Tag aufstehst, zur Schule bzw. später dann zur Arbeit gehst und versuchst so gut es eben geht, und so unauffällig wie nur möglich, dein Leben zu meistern.

Du möchtest kein Egoist sein. Dich nicht aus dem Leben „durch eigene Hand“ verabschieden und Ihnen damit Kummer und Leid bereiten.

Lieber eine Maske aufsetzen, die „Spielchen“ des Lebens mitspielen und signalisieren, das alles gut ist. Immerhin sind sie dir wichtiger als du es dir selber bist!

In der „Lernphase“ des Tragens dieser Maske gabs den ein oder anderen Ausrutscher.

Die Ess-Störung kam zuerst. Natürlich war es falsch sie sich überhaupt anzueignen und es war klar, dass sie mindestens einer der dir so nahe stehenden Personen früher oder später weh tun würde, aber in den Minuten des Essens bzw. viel mehr des Fressens ging es dir gut. Das du dich danach im Gegensatz zu vielen anderen Menschen nicht erbrechen konntest und wimmernd vor der Toilette kauertest, war der Moment, der dich jedes Mal wieder in die Realität zurückholte, aber der dich dennoch nicht davon abbrachte, diese Prozedur immer und immer wieder, Tag für Tag, über Monate hinweg, zu wiederholen. Sogar nicht ganz unüberlegt, denn um es vor deiner Familie zu verheimlichen sammeltest du alle Verpackungen deiner Sünden in deinem Zimmer, um sie nach und nach außerhalb der Wohnung in öffentlichen Mülleimern zu entsorgen, bevor jemand etwas bemerken könnte. Zusätzlich stopftest du die normalen Mahlzeiten im familiären Kreis in dich, um auch dort keinen Verdacht zu erwecken. Doch der Tag, an dem die Tarnung aufflog, kam.

Es war ein heller Schrei, der dir durch alle Glieder fuhr, als du im Wohnzimmer saßst und deine Mutter „nur kurz die Wäsche“ in dein Zimmer bringen wollte. Ein Moment, den du nie mehr vergessen wirst, der dir aber auch ermöglichte, von einem Tag auf den nächsten damit aufzuhören und der dir zeigte, dass man selbst von „so etwas“ Entzugserscheinungen bekommen kann.

Der zweite „Fehler“, den du machtest, sorgte (seltsamerweise?) in der Familie für keinen großen Aufschrei – er wurde als „pubertäre Spinnerei“ abgetan. Dieser „Ausbruch“ war das Ritzen. Es begann damit, dass du erkanntest, dass man seelische Schmerzen mit körperlichen etwas „Luft machen“ kann. Anfangs genügten Buchstaben von den Sachen, die dich belasteten, auf den Unterarm zu „schreiben“, doch als du merktest, dass dies viel zu offensichtlich ist und nach „Aufmerksamkeit und Mitleid erwecken“ aussah, machtest du auf deinem Bauch weiter.

Mittlerweile waren wieder einmal mehrere Monate vergangen und du erkanntest deine Liebe zum Tanzen. Jedes Wochenende auf der Tanzfläche alles rauslassen was dich beschäftigte war deine Art der Selbsttherapie. Für unter der Woche hattest du nun eine Reitbeteiligung, mit der du alleine weit raus in die Natur und unter all den positiven Sinnenwahrnehmungen abschalten und frei sein konntest, und nun, am Wochenende, das Tanzen.

Bei einer „Probestunde“ mit einem Therapeuten zu der du dich wegen deiner schlimmen Kindheit und deiner Prüfungsangst breitschlagen ließt, wurdest du gefragt: „Tanzen ist die Spiegelung des Todes, in die Natur raus das  Leben.. Wo sehen Sie sich eher?“

Und deine Antwort war: „Kein Leben ohne Tod.. so geht es mir besser.“

Mehr sagtest du ihm nicht. Kratztest nur etwas an mehr oder weniger normale Kindheitstraumen an, um ihm etwas zu bieten und nicht als „Verweigerin“ dazustehen. Sein Rat war, dich in psychologische Betreuung zu begeben – das hättest du nötig. Doch, wenn er nun schon sagt, dass das nötig wäre, was würde dann jemand sagen, dem du alles offen legst?

Du gingst nie wieder in eine solche Stunde und du hast es geschafft durch Tanzen und Reiten mit dem Ritzen aufzuhören und wurdest nur ein einziges Mal rückfällig, obwohl dein Leben weiterhin einige Tiefpunkte erlitt und du hin und wieder doch den Gedanken verspürtest, dass es jetzt so ein Moment wäre, wo du es wieder tun könntest.

Aber woher auch immer – wahrscheinlich weil du Menschen um dich hattest, die du mehr liebtest als du dich wohl je selber lieben könntest – hattest du irgendwann begonnen wieder Hoffnung zu schöpfen.

Vielleicht zogst du dich mit der Aufgabe, den Menschen zu helfen und sie glücklich zu machen, selber aus deinem eigenen Loch und schnapptest etwas von dem auf, was du bis dato noch nicht wirklich als real empfandest: Optimismus und Lebensfreude.

Du lerntest von klein auf wie schmerzhaft Enttäuschungen von Menschen sein können, die man über sich selbst gestellt hat und dass es Momente im Leben gibt, wo wieder einmal alles schlecht und die Welt trist und grau ist. Momente, wo das Herz so bricht, dass man denkt es zerreißt Einen komplett und ist nie wieder heilbar – nie wieder fähig so zu fühlen und jemandem Vertrauen zu schenken. Man baut sich aus diesem Grund eine riesige Schutzmauer, da es scheinbar sonst keinen anderen Ausweg gibt, um eine Wiederholung zu vermeiden.

Doch es ist heilbar und es kommen auch wieder schönere Momente – es dauert nur alles seine Zeit. Jede Heilung braucht je nach Verletzung unterschiedlich lang – sowohl körperlich als auch seelisch.

Dadurch, dass du das begriffen hast, lerntest du auch wieder dich an Kleinigkeiten zu erfreuen. Natürlich hast du auch Tage wie diesen, an denen du dich mal zurückziehst und soziale Kontakte meidest, um mit dir (und deinem Selbstmitleid) alleine zu sein, aber nur, um baldmöglichst wieder dem Tag, der Sonne, den Mitmenschen, wenn nicht sogar der ganzen Welt mit Optimismus, Lebensfreude und einem Lächeln entgegenzutreten!

Denn wie dein Opa schon sagte: Früher oder später erntet jede/r, was er/sie säät!